Warum (fahre ich mit)?

Warum (fahre ich mit)?

Warum verlässt ein Mensch fluchtartig, häufig nur mit den Sachen, die er am Leibe trägt, seine vertraute Heimat für ein Land, welches tausende Kilometer weit entfernt ist? In eine Zukunft, die komplett ungewiss ist, wobei er nicht einmal weiss, ob er dieses Land überhaupt jemals erreichen wird? 

Solche Fragen stelle ich mir, wenn ich aus Elend fliehende Menschen im Fernseher sehe. Noch eindringlicher stelle ich mir solche Fragen, wenn ich im Internet Bilder sehe, die im Fernsehen nicht gezeigt werden. Bilder von leblosen Körpern, die umzingelt von Schlauchbootfetzen auf dem Wasser treiben. Durch Bomben zerstörte Städte, unter deren Trümmern zahllose Menschen ihr jähes Ende finden. Videos von Terroristen, die ahnungslosen Zivilisten grundlos mit brutalster Waffengewalt das Leben nehmen.

Die große Frage um das „Warum?“, lässt sich nicht in einem Satz beantworten. Es gibt keine konkrete Antwort, die Lebensumstände in einigen nordafrikanischen Staaten sind, so scheint es, Resultate vieler einzelner Puzzleteile, welche den Menschen vor Ort nach und nach Angst und Sorge vor der Zukunft und der Gegenwart machen.  

Doch neben den Menschen, die wegen ihrer Panik vor dem, was sie ereilen könnte, den weiten Weg in eine vermeintlich bessere Zukunft wagen, gibt es auch Menschen, die nicht anders mit ihrer Situation umgehen zu wissen, als sich zu radikalisieren. Sie schließen sich Vereinigungen an, die unter dem Deckmantel einer Religion Terror im eigenen Land verbreiten. Sie gießen Öl in das Feuer, welches für sie bereits zu groß erschien, als dass sie es noch hätten löschen können. Bürgerkriege werden immer wieder neu entfacht, sodass sich auch staatliche Armeen in das Geschehen einmischen. Wieder wird versucht Feuer mit Feuer zu bekämpfen, weil jede Art der Diplomatie sinnlos erscheint.

Doch ich möchte mehr über die Beweggründe flüchtender Menschen erfahren. Vielleicht werde ich nicht erfahren können, weshalb die Einen sich radikalisieren und die Anderen flüchten, doch ich erhoffe mir von unserer Reise neue Perspektiven, die ich durch Gespräche mit Menschen, die sich unmittelbar mit der Thematik beschäftigen, erlangen möchte. 

Bereits während der Predigt des Gottesdienstes direkt vor unserer Abfahrt kommen mir neue Gedanken:

„Wenn Menschen Angst haben, dass sie zu Verlierern werden, dann tun sie manchmal merkwürdige Dinge. Sie nehmen billigend das Leid Anderer in Kauf, indem sie ihnen böswillig Schaden zufügen, weil ihnen in ihrer Perspektivlosigkeit alle Mittel recht sind, damit auch andere Menschen neben ihnen Verlierer sind“. sagte der stellvertretende Präses der Landeskirche NRW wortgemäß. 

Ich starte mit dem Gefühl in die Reise, dass nur wenige Menschen, die geboren werden und in einem intakten, aufgeklärten Umfeld aufwachsen, von sich aus heraus den Willen entwickeln, anderen Menschen so grauenhaftes Leid zuzufügen. Vielleicht mag es idealistisch klingen, doch ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Art von Menschen so oft auftreten, wie sie heute auf der Welt anzutreffen sind. Es muss Gründe geben, warum Menschen so schreckliche Dinge tun, und so bin auch ich in den folgenden zwei Wochen auf der Suche nach der Antwort auf das „Warum?“.

von Maximilian Bier

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