Kuscheltiere in Panzerhallen

Kuscheltiere in Panzerhallen

Gruppenbild vor bemalter Wand (Bild: Maximilian Bier)

Wir machen uns auf den Weg zu den „Orienthelfern“ in München und fragen zunächst: Flüchtlingshilfe auf ehemaligen Militärgelände?… Komisch oder nicht? Und… Funktioniert das? Unsere Erwartungen, Eindrücke und Erfahrungen.

Heute, am Montag dem 06.08., unserem ersten richtigen Tag unserer Reise stand ein Besuch der Hilfsorganisation „Orienthelfer“ auf dem Plan. Diese Organisation ist vor 6 Jahren von dem bayerischen Kabarettisten Christian „Fonsi“ Springer vor dem Hintergrund des Syrienkonflikts gegründet worden. Aus seiner Herzensangelegenheit nicht mehr tatenlos zuzusehen sondern handeln zu wollen, ist mit der Zeit der Verein Orienthelfer e.V. entstanden, der nicht nur in Deutschland, sondern auch vor Ort, besonders in den Flüchtlingscamps in Libanon, in intensiver Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen Flüchtlinge unterstützt.

Ankunft in der „Flüchtlingskaserne“

Wir fuhren um 9:30 mit sehr unterschiedlichen Erwartungen von unserer Unterkunft in München los: Während einige überhaupt keine Vorstellungen vom Treffen und vom Tag hatten und sich einfach überraschen lassen wollten, freuten sich andere auf den thematischen Einstieg in die Reise. Andere jedoch sahen das Treffen im Vorhinein eher kritisch und einige haben es sich auch nicht „so interessant“ vorgestellt und es wurde erwartet, dass man sich viel anhören müsse, was jetzt nicht so wirklich interessant sei.

Als wir um 11 Uhr an dem Gelände, auf dem die Organisation agiert, ankamen, wurden wir erstmal von dem dortigen Sicherheitsdienst empfangen, der uns dann an den ehrenamtlichen Mitarbeiter mit dem im Vorhinein ein Termin abgesprochen war, weitergeleitet hat.

Das Gelände ist eine ehemalige Kaserne, die den Orienthelfern von der Stadt München kostenlos zur Verwirklichung ihres Projekts zur Verfügung gestellt wurde. Dieses Gelände diente vor 2 Jahren ebenfalls als Erstunterkunft, mittlerweile ist es aber nur noch ein Flüchtlingsheim. In ehemaligen Panzerhallen wurden verschiedene Projekte realisiert und allerlei Dinge wie Feldküchen, Klamotten und Kuscheltiere gelagert, die in den Libanon geflogen werden sollen. An den Hallenwänden sind Malereien und Bilder, aber auch ernste Gedanken verfasst worden, die das Gelände nun ein wenig bunter und  lebhafter wirken lassen.   

Gelagerte Kuscheltiere (Bild: Jonathan Andraczek)

Einige von uns fanden es eher kontrovers, dass auf einem ehemaligen Militärgelände nun Flüchtlinge wohnen. Das Gelände wirkte auf manche auch zuerst sehr kahl und der Alltag in diesem Flüchtlingsheim wurde sich anders vorgestellt. Unsere Teilnehmerin Weena: „Ich war ziemlich überrascht, dass das so leer war. Ich hätte eher gedacht, dass mehr Menschen draussen sind und dass auch mal Kinder draussen spielen.“

Für andere wiederum wirkte das Flüchtlingsheim sehr einladend und man fühlte sich willkommen geheissen. Vor allem vor dem Hintergrund, dass das Gelände eine ehemalige Kaserne war, wurde sich das Gelände grauer und trister vorgestellt. Am Rand der Straße standen ebenfalls Bäume, die das Flüchtlingsheim so ein bisschen wie eine Jugendherberge wirken ließen, so Miriam.

Andi Starek – ein Gutmensch?

Als wir dann aus dem Bus stiegen, wurden wir von Andi Starek begrüßt, einem ehrenamtlichen Mitarbeiter der Organisation „Orienthelfer“, der seit über 5 Jahren sowohl in Deutschland als auch vor Ort im Libanon für die Organisation tätig ist. Seine Mitarbeit fing mit dem Sammeln von Kuscheltieren an, die er auf Nachfrage von Bekannten und Kindern seiner Musikschule bekam.

Andi Starek hielt zunächst einen Vortrag über seine eigenen Erfahrungen und Erlebnisse während seiner ehrenamtlichen Arbeit in Deutschland und im Libanon und zeigte uns später auch noch Fotos von seinen Reisen in die libanesischen Flüchtlingscamps.

Das war dann „das Gelaber“, was schon von einigen Leuten am Anfang erwartet wurde. Allerdings war das alles andere als uninteressant. „Ich fand es im Endeffekt mega berührend, was er erzählt hat“, soLeïa. Sie hätte sich bisher gar nicht so mit dem Thema auseinandergesetzt und es habe sie sehr zum Nachdenken angeregt.

Generell hat dieses Gespräch vielen die Augen geöffnet und ließ uns gut in das gesamte Thema „Flüchtlingskrise“ einsteigen. Darüberhinaus entstand ein großer Respekt gegenüber dem Job als Ehrenamt und es wurde registriert, wie viel Arbeit und Zeit man in so ein Projekt hineinstecken muss. Fiona fand es „sehr beeindruckend, dass es Menschen gibt, die so viel Zeit darein investieren (…) und das auf so kreative Art und Weise machen, wo man als erstes überhaupt nicht drüber nachdenkt!“ Auch Miriam bewunderte die Arbeit vor allem vor dem Hintergrund, dass man sich trotzdem Nachmittags nochmal extra Zeit für die Arbeit nehme, obwohl man eigentlich noch einen Hauptberuf ausübe und Familie und Kinder habe.

Um 12:30 Uhr waren wir mit der Führung fertig und wir hatten noch Zeit auf eigene Faust loszuziehen und bekamen die Chance, sowohl weitere Mitarbeiter als auch Flüchtige und auch eine Obdachlose vom nebenan liegenden Obdachlosenheim zu interviewen.

Aussicht vom Fernsehturm (Bild: Jonathan Andraczek)

Nach dem vielen Input und neuen Erfahrungen, die wir am Vormittag sammeln durften, brauchten wir dann aber eine Pause und trafen uns um 14 Uhr am Bus, um auf das Olympiagelände zu fahren um dort die schöne Aussicht vom Fernsehturm auf München zu geniessen und sich dort einen kleinen Snack zu gönnen.

Der Besuch bei den Orienthelfern war ein wirklich schöner und interessanter Einstieg, der sicherlich viele Augen geöffnet und nochmal das Interesse nach mehr verstärkt hat.  

von Jonathan Andraczek und Felix Scheuer

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