Funny the Way It Is…

Funny the Way It Is…

Im Lied der „Dave Mathews Band “, aus den USA geht es darum wie seltsam und gegensätzlich unser Weg manchmal ist. Dies erlebe ich hautnah auf unserer Balkanreise.

Mittlerweile sind wir in Serbien angelangt. Und mittlerweile haben wir drei Ländergrenzen überquert, zwei so wie wir es gewohnt sind, ohne Passkontrolle, ohne eine wirklich sichtbare Grenze. Die dritte stark kontrolliert, wo der Projektleitung teilweise das Herz in die Hose gerutscht ist. Die Befürchtung bestand vorher, wir könnten nicht rein gelassen werden. Wir sollten sagen, wir würden hier nur Ferien machen, das Thema Flüchtlinge ist hier sehr unerwünscht.  Doch der Übergang vom EU- Land Ungarn nach Serbien, war dann doch relativ unspektakulär und wir hatten keine Probleme (außer dem sehr unfreundlichen Zöllner).

Mittlerweile haben sich auch alle in der Gruppe aneinander gewöhnt und es herrscht ein familiäres Klima, in dem man sich wohl fühlt. Es lief nicht alles so wie geplant, aber das ist das Spannende an dieser Reise und auch die Herausforderung.

Die Begegnung in München mit der Organisation „Orienthelfer“, war für mich die erste mit einer Flüchtlingshilfe, obwohl ich schon immer den Wunsch im Kopf hatte, dass ich irgendwie helfen möchte. Trotzdem bin ich dann doch nicht dazu gekommen und wusste auch nicht genau wo, wie und was. Das Treffen hat bei mir jedoch noch größeres Interesse an der Thematik geweckt, den Wunsch, mir das Ganze bewusster zu machen. Dass es einfach um Menschen geht und nicht um ein Problem oder um Zahlen.

Ungarische „Gastfreundlichkeit“

Für mich war in Wien kein großer Unterschied zu Deutschland in Bezug auf die allgemeinen Ansichten zu Flüchtlingen spürbar. Ganz im Gegensatz zu Ungarn, wo uns von einem ganz anderen Klima berichtet wurde. Ich habe sehr, sehr viel erfahren, was ich bisher nicht wusste (dabei muss ich zugeben, dass ich nicht die aktivste Leserin von Zeitungen bin). Die dortige Hilfsorganisation traut sich nur deshalb zu helfen, weil sie unter dem Schutz der reformierten Kirche steht. Eine der Gründerinnen erzählte etwas, was ich mir so in Deutschland  nicht vorstellen könnte, nämlich, dass durch sehr starke Regierungspropaganda Angst und Hass geschürt wird (in einem anderen Maße als bei uns). Denn durch Unwissenheit und wenig Kontakt mit Migration glauben sehr viele Ungaren an das, was die Regierung ganz deutlich ausspricht: Flüchtlinge sind Terroristen.  Das geht so weit, dass Kinder schon auf dem Schulhof nicht mehr „Räuber und Gendarm“ spielen, sondern „Flüchtlinge gegen Grenzwächter“. Das hat mich echt geschockt…  Ich bin aber froh, dass es trotzdem noch Menschen gibt, die sich dort für Flüchtlinge einsetzen und so mutig sind, gegen den Strom zu schwimmen, denn in Ungarn kann man dafür, dass man Flüchtlingen hilft, ins Gefängnis kommen.

Diese Erzählungen standen dann im Gegensatz zu der wunderschönen Stadt Budapest, die mich direkt begeistert und euphorisch gemacht hat. Das ist etwas, dass wir eigentlich in jeder Stadt erfahren: den Zwiespalt zwischen Spaß, Freizeit, schönem Wetter und der grauen Wolke, die aufzieht, sobald man sich mit unserem eigentlichen Thema auseinandersetzt.

Tourist oder Berichterstatter?

Es ist immer wieder derselbe innerliche Konflikt, ich möchte die Stadt besichtigen, wenn ich schon einmal hier bin, ich möchte das Wetter genießen (auch wenn es schon teilweise zu heiß  war und dann umso anstrengender), die Kultur und das Land kennen lernen. Doch die Zeit ist sehr knapp, immer haben wir zu wenig davon und selten bleiben wir länger als eine Nacht in einer Unterkunft. Irgendwie kommt man nicht richtig hinterher. Es ist eben auch eine sehr lange Route und wir haben uns viel vorgenommen, um den Balkan in zwei Wochen zu erleben. Es ist auch eine gewisse Reizüberflutung vorhanden.

Dann möchte ich aber auch Neues erfahren zu unserem Thema. Das sind nicht alles nur Geschichten aus den Medien, die passieren wirklich so. Jedes Mal nach einem Treffen mit einer Hilfsorganisation war ich überrascht, wie viel ich nicht wusste und begeistert, wie viel ich davon mitnehmen konnte. Vor allem, wie gut und aufmerksam ich bei den Gesprächen zuhören konnte, denn wer kennt es nicht, dass man auch einfach nur dasitzt und gedanklich abschaltet. (Sorry) Was bei unseren Treffen aber das genaue Gegenteil war.

Beim Warten an der serbischen Grenze spielen wir Stadt, Land, Fluss und fahren ganz selbstverständlich mit unserem deutschen Pass ins neue Land. Es ist schwierig, sich immer vor Augen zu halten, dass dies eben nicht selbstverständlich ist, dass manche anders behandelt werden. Obwohl dies für uns nicht sichtbar ist, selbst jetzt auf der Balkanroute. Man hört immer nur Geschichten über „DIE Flüchtlinge“.

In  Bezug darauf ist mir nochmal deutlicher geworden, dass es sich um einzelne Schicksale handelt. Die Leute, die den Flüchtlingen helfen, haben einige bewegende Geschichten weitererzählt. Diese haben mich emotional sehr berührt und mir klar gemacht, dass ich teilweise zu unpersönlich über das Ganze nachgedacht habe. Was wäre, wenn mir das passiert? Wenn ich auf der Flucht sein müsste?

von Leïa Mion

 

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