„We’re someting like a black sheep. Nobody really likes us.
And if people like us, they have to do it in secret.“
– Dora, Mitarbeiterin im Kalunba Zentrum
Die Organisation hilft Geflüchteten in ihrem Alltag, sie unterstützt bei der Arbeitsplatz- oder Wohnungssuche. Dadurch sind sie mit viel Kritik von Leuten konfrontiert, die eben diese Menschen nicht so willkommen heißen.
In der Metro gibt es viele Arten, sich die Wartezeit zu vertreiben
Die Besucher von Kalunba Budapest werden in allen möglichen Sprachen begrüßt
Wer einmal in Budapest ist, sollte natürlich auch traditionell ungarisches Essen probieren!
Am Abend unserer Abreise aus Budapest essen wir zum ersten Mal alle zusammen selbst gemachtes Abendessen.
Dieser Musiker begeisterte viele Menschen auf dem Burgberg, auf dem sich das größte Gebäude Ungarns befindet
Einer unserer Zwischenstopps während unserer Stadtführung
Vor der Stadtführung muss noch einmal Energie getankt werden
Die letzten Besprechungen vor unserer Stadtführung
Jens, einer unserer Journalisten lässt sich durch nichts und niemandem an seiner Arbeit hindern
Auch in Budapest prägen Obdachlose das Stadtbild
Bei über 30°C ist jede Abkühlung Willkommen
In Reih und Glied verlassen die Teilnehmer die Katakomben der Budapester Metro
„Human beings are members of a whole. In creation of one essence and soul. If one member is afflicted with pain, other members uneasy will remain. If you have no sympathy for human pain, the name of human cannot remain“. Dieses Kunstwerk bekam der Pfarrer der Schottischen Mission in Budapest einst von einem Flüchtling geschenkt.
Die „bisansmittelmeer“ Tasse wird von Axel Büker an den Pfarrer der Schottischen Mission übergeben
Gruppenbild in der Kirche der Schottischen Mission in Budapest
Fragerunde mit dem Pfarrer der Schottischen Mission Budapest
Einer der zahlreichen Eingänge zur Budapester Metro
Zwei neue Fahrgäste kurz vor der ersten Grenze unserer Reise. An der letzten Tankstelle vor Österreich stehen zwei junge Tramper. Busfahrer Axel schlägt vor, sie mitzunehmen. Ein Interview während der Fahrt.
von Sophia Dykmann, Levina Mink, Dilara Norden und Arndt Lorenz
Der Kaiserwasser See in Wien ist ein beliebter Platz für Groß und Klein
“Freundlich sein und morgens Hallo sagen, damit sich die Leute gut fühlen” Niklas, 29, Angestellter
In einer kleineren Gruppe von vier Personen fahren wir an einen Badesee an der Donau, das Königswasser. Dort sollen sich – laut einem Tipp vom Wiener Roten Kreuz – viele Ur-Wiener aufhalten, durch die wir Meinungen zum Thema Flüchtlinge in Österreich vergleichen wollen. Unsere Frage ist einfach: Was macht einen guten Nachbarn aus?
„Der Glaube an Gott ist das einzig Wichtige“ Christine, 70, Rentnerin
Da unsere Frage relativ einfach zu beantworten ist und nicht direkt etwas mit unserem Thema zu tun hat, stellen wir noch eine weitere, komplexere Frage: Was wäre, wenn dieser Nachbar ein Geflüchteter wäre?
„Ein guter Nachbar soll mein Leben nicht negativ beeinflussen, wir sollten eine gute Beziehung haben, auch wenn es kulturelle Uneinigkeiten gibt. Ich kenne Leute, die sich wegen des Themas Sorgen machen, aber ich denke, unsere Gesellschaft ist – egal ob mit oder ohne Flüchtlinge – gleichermaßen normal“ Oktavier, 44, Bauarbeiter
Als wir ankommen scheint die Sonne und viele Menschen sitzen herum, essen, trinken, spielen und schwimmen. Ob hier die Menschen wirklich die Ur-Wiener sind, können wir auf den ersten Blick nicht sagen, die Menschen sehen genauso aus wie überall: Familien mit Kindern, Paare, Jugendliche, Hipster, Ökos und Assis.
„Die Herkunft ist nicht unbedingt wichtig, man sollte, egal in welchem Land man ist, die Kultur, die dort vorherrscht, annehmen und auch leben, dann funktioniert es. Wenn nicht, kommt es zu Problemen, die so nicht nötig wären, denn es geht um Integration“ James, 42, Familienvater
Die Stimmung uns gegenüber ist geteilt: Viele Menschen schütteln bereits den Kopf, wenn wir nur auf sie zugehen, manche äußern ganz klar, dass sie nichts von Interviews und den Medien halten. Außerdem verstehen uns nur überraschend wenige Menschen oder nur auf Englisch. Arbeiter, die hinter der Wiese am See ein Haus anstreichen, können uns nur sehr brüchig und mit vielen Gesten erklären, dass sie aus Polen kommen und gar nichts verstehen. Ein Schaustellerpaar, das mit Perücken und Mänteln als altes Wiener Paar verkleidet ist, sagt uns, dass sie nicht mit uns reden können, weil sie kein Interesse an der Wiener Politik haben. Sehr suspekt.
Wir versuchen polnische Gastarbeiter am See zu interviewen – leider vergeblich
„Es gibt da keinen Unterschied, außer die [Geflüchteten] machen was sie wollen oder stinken alles voll, das habe ich auch schon erlebt, aber solang sie sich benehmen… wir müssen ja nichts miteinander zu tun haben. Außerdem stehe ich auf bitte und danke, dann kann ich mich auch benehmen“ Horst, 37, Wohnungsloser
Egal wie unterschiedlich die Meinungen auch sind, für alle muss ein Nachbar eins sein: freundlich. Die meisten Passanten haben keine Probleme mit Nachbarn aus anderen Ländern, mit anderer Sprache und anderer Kultur. Sie unterscheiden nur zwischen höflich und nicht höflich, offen oder verschlossen. Manche gehen sogar weiter und wünschen sich Geflüchtete als Nachbarn, um selbst etwas lernen zu können.
„Leise sein ist gut [lacht], aber ansonsten ist es natürlich absolut egal woher die Person kommt, es kann ja auch eine Bereicherung sein wenn man dadurch mehr über andere Kulturen lernt! “ Irene, 26, Studentin
Jedoch hören wir auch immer wieder, wie viele Menschen sich gegen Flüchtlingsheime oder Unterkünfte in der Nachbarschaft stellen. Indirekte Vorurteile prägen die Menschen, oft haben sie kaum oder gar keine Kontaktpunkte zu Ausländern, die ihre Meinung eventuell ändern könnten.
„So Jugoslawen…. Naja… die sollen nicht immer ihre Türe offen lassen. Aber meine Nachbarin ist Koreanerin, wir haben uns einmal gesehen und verstehen uns dafür echt gut, sie grüßt mich immer mit „konitschiwa“. Also eigentlich bin ich da deshalb total offen zu dem Thema“ Robert, 39, Arbeitssuchend
Nach den Interviews brauchen wir bei den Temperaturen erst einmal eine Pause
Erst wenn es soweit ist, dass das Heim steht und die Menschen in Kontakt mit den Geflüchteten kommen, stellt sich heraus, dass die Begegnung ein Meinungsbild verändern kann. Das wird auch uns noch einmal klar: Am Ende unseres Ausflugs an das Kaiserwasser treffen wir eine Person, die selbst als Flüchtling nach Österreich gekommen ist und nun ein erfolgreicher Student ist. Zu uns ist er genau das, was sich alle anderen (Ur-)Wiener in den Umfragen zuvor gewünscht haben: offen, direkt, reflektiert und freundlich. Freundlich, wie jeder andere Nachbar.
„Gute Nachbarn sollten auf jeden Fall einfach freundlich sein und mich willkommen heißen und akzeptieren. Wir sind gute Menschen und alle sollten sich integrieren, auch wenn wir jetzt wo anders sind, ist es wichtig, dass sich alle verstehen“ Daniel, 20, Student, selbst nach Österreich geflüchtet
von Miriam Wilms, Christian Egermann, Max Bier und Linus Fleischer
9:00 Uhr morgens. Es ist warm in Österreich. Unser Tag beginnt mit einem Tagesimpuls von Tina. Ein Gedankenspiel: „Was wäre, wenn in Deutschland Krieg ausbricht? Du musst fliehen, denn deine Wohnung ist zerstört. Aber wohin? Niemand will die dekadenten Menschen aus dem Norden bei sich aufnehmen…“ Das hat mich sehr nachdenklich gemacht. Noch nie zuvor habe ich darüber nachgedacht, wie es wäre, wenn ich selbst aus meiner Heimat fliehen müsste.
Florian Petermann, ein Mitarbeiter des Wiener Roten Kreuzes, spricht mit uns über die Flüchtlingsbewegung, seine Identität und Europa als Zusammensetzung vieler „Mikrokosmen“.
Bild: Ronja Ohst
Durch seine lockere und ehrliche Art waren die Gespräche mit ihm sehr persönlich und spannend. Bei unserem vorherigen Gespräch wurde schnell klar dass er kein Blatt vor den Mund nimmt und seine Meinung überzeugend repräsentiert, was sich auch im Interview fortsetzt. Wir bedanken uns bei ihm für seine Offenheit und wünschen uns viele weitere interessante Dialoge.
2015 hat das Wiener Rote Kreuz die Flüchtlingsunterkunft „Haus Baumgarten“ ins Leben gerufen. In dieser Grundversorgungseinrichtung soll für viele Leute in kurzer Zeit Wohnraum zur Verfügung gestellt werden. Auf diesen haben geflüchtete Menschen Anspruch, während sie auf ihren Asylbescheid warten. Bei der Arbeit des Roten Kreuzes steht vor allem die Menschlichkeit im Mittelpunkt, die Organisation handelt neutral und unparteilich. Das Mitarbeiter*innen Team setzt sich aus interdisziplinären Professionen zusammen. Ihre Arbeit orientiert sich an einem konzeptionellen Rahmen, in welchem unter anderem Angebote zu Weiterbildungen inkludiert sind. Die Grundsätze des roten Kreuzes sind unter anderem Rassismus per se ausschließen und Diversität gemeinsam zu fördern. Dies wurde auch im Gespräch deutlich, da die Beteiligten einen rassismuskritischen und diversitätssensiblen Eindruck hinterließen.
Erste Begegnung mit dem Wiener Roten Kreuz
Ein paar Zahlen und Fakten
Das „Haus Baumgarten“ des Wiener Roten Kreuzes ist Teil eines ehemaligen Pflegewohnheimes, gebaut circa 1900.
105 Personen wohnen in der Einrichtung, zusätzlich gibt es Wohnungen für weitere zehn Personen.
Die Menschen, die hier leben, können ihren Alltag frei gestalten, sowie kommen und gehen, wie sie wollen. Die meisten leben hier bereits seit mehreren Jahren, dadurch ist die Stimmung familiär.
Die Helfer vom Wiener Roten Kreuz erklären und ausführlich alles und beantworten unsere Fragen
Etwa die Hälfte der Bewohner kommt aus Afghanistan, weitere 25 % aus dem Iran und circa 15 % aus dem Irak. Die Herkunft der übrigen Bewohner teilt sich auf ungefähr zehn verschiedene Länder auf.
Meist sind es alleinreisende Männer zwischen 20 und 30 Jahren die hier leben; Familien derzeit keine, da diese relativ schnell (innerhalb eines Jahres) einen positiven Asylbescheid bekommen.
Während des Gesprächs wurde ein leckerer Imbiss für uns vorbereitet