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- entgegen der Balkan-Route -

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Ist die Wirtschaftslage ein Grund zur Flucht?

In der Diankonia Kleiderkammer in München werden bedürftige mit Textil- und Hygieneartikeln unterstützt. Zufälligerweise hatten wir das Glück mit der Mitarbeiterin Antje Leist über ihre Arbeit und Gründe für eine Flucht zu sprechen.

Die Diakonia in München wurde 1996 zur Förderung von benachteiligten Menschen auf dem Arbeitsmarkt gegründet. Über die Jahre vergrößerte sich die gemeinnützige Organisation und maß im Dezember 2006 schon über 300 Beschäftigte. Dann, ein Jahr später, wurde die Kleiderkammer der inneren Mission München in die Diakonia integriert.

Als 2014 die Flüchtlingsrate massiv zunahm wurde in der Bayernkaserne die dritte Kleiderkammer in Betrieb genommen, um die Erstversorgung von Geflüchteten zu übernehmen. Dort werden seither gespendete Klamotten und Hygieneartikel Bedürftigen zur Verfügung gestellt.
Bei Bedürftigen unterscheidet Antje Leist nicht zwischen Menschen, die wegen unterschiedlichen Gründen in ihrer Heimat verfolgt werden und welchen, die aus rein wirtschaftlichen Gründen nach Deutschland kommen: „Es gibt einfach manche Menschen, die mehr Glück haben oder mehr Chancen bekommen, und andere, die einfach weniger haben.“ sagt sie in einem Interview: „Wir Europäer“ hätten die Kapazitäten und das know-how was Integration angeht ergänzt sie und appelliert dabei an jeden Einzelnen.
Die Kleiderkammer in der Bayernkaserne wird von vielen tatkräftigen Ehrenamtlern unterstützt, ohne die es gar nicht möglich wäre so ein Projekt zu verwirklichen.
Antje Leist hingegen ist dort hauptberuflich angestellt. In unserem Video spricht sie detaillierter über die Kleiderkammer als Institution für bedürftige Menschen:

Natürlich wollte sie auch etwas über unser Projekt wissen. Unsere kurze Erklärung und ihre Antwort findet Ihr hier:

von

von Linus Fleischer, Anna Diekamp, Fiona Paulus, Ronja Ohst und Martin Zaremba

„Macht’s mehr Musik, dann habt’s mehr Liebe!“: Ein Interview mit Andi Starek von der Organisation Orienthelfer e.V.

Was macht ein Rockmusiker bei einer Organisation, die in Lagern für Geflüchtete im Libanon Küchen installiert? Besitzen Menschen, die sich für Geflüchtete einsetzen, ein Helfer*innen-Syndrom? Und wie oft isst ein ‚echter‘ Bayer eigentlich Weißwurst? Diesen und mehreren Fragen gingen wir in München auf den Grund.

Auf der Suche nach Glück

„Wir suchen auch, wie jeder Mensch, nach etwas Glück“

Tayabe Heydary spricht über ihre Situation als Geflüchtete in Deutschland. Sie lebt mit ihrer Familie in einer Unterkunft in der Bayernkaserne in München. Die Iranerin spricht dabei über Themen wie Freiheit, Unterdrückung, Bildung und Familie.

 

 

Aus den Augen einer Obdachlosen im Flüchtlingsheim

Foto: Maximilian Bier

In der alten Bayrischen Kaserne in München, die wir am Montag besichtigt haben, leben Geflüchtete mit deutschen Wohnungslosen zusammen. Unsere Gruppe hat spontan mit der Wohnungslosen Christine Groß über die aktuelle Flüchtlingspolitik in Deutschland, Integration und ihr Verhältnis zu ihren Mitbewohnern gesprochen. Sie ist 58 Jahre alt und wohnt seit einem Jahr in dem Wohnkomplex. Mittlerweile hat sie eine Wohnung gefunden, bald kann sie aus der Kaserne ausziehen. 

In Christine Groß Haus wohnen hauptsächlich Frauen, manchmal aber auch Paare. Sie selbst teilt sich ein Zimmer mit einer Frau aus Somalia und “es passt ganz gut“. Frau Groß kommt es nicht auf die Herkunft der Menschen an, sondern darauf ob man ihr selber mit Respekt begegnet: “Wenn der Mensch nett zu mir ist, bin ich auch nett zu ihm.“ Allerdings wisse sie auch, dass es für die Neuankömmlinge nicht gerade leicht ist – „ man ist erstmal alleine“.

Ihr Alltag verläuft ruhig, sie ist gerne draussen oder liest, aber am wichtigsten sei es, „sich mit sich selbst beschäftigen zu können“. Wenn viele Bewohner draussen unterwegs sind, sehe sie schon Rassismus, sagt sie, aber von beiden Seiten aus. Allerdings findet sie es viel wichtiger, die Integration der Geflüchteten aus Afrika zu betonen: „Immer wieder stelle ich fest, dass viele auch unheimlich bemüht sind, ich würde sagen weit über 90 Prozent“. Besonders gefalle ihr, dass die Geflüchteten das Erlernen der deutschen Sprache sehr ernst nehmen. „Du merkst die wollen das auch, manche Leute sind hier ein Jahr und sprechen besser Hochdeutsch als ich!“ Dabei sieht sie bestimmte Herkunftsorte als „schneller lernend und integrierend“ als andere; besonders positiv engagiert seien ihr Personen aus Afrika aufgefallen.

Im weiteren Gesprächsverlauf geht es um Flüchtlingspolitik: Frau Groß wünscht sich, dass die Politiker „weniger reden und mehr mit anpacken“, sich einsetzen für Wohnungslose wie sie, aber auch für Geflüchtete. Als Bürgerin fühlt sie sich machtlos und möchte mehr direkte Demokratie. 

Allerdings sieht sie auch eine gewisse Problematik bei großen Familien, die trotz ihrer Notlage noch weitere Kinder in Deutschland bekommen. Sie weiß nicht, wie all dies vom Sozialstaat finanziert werden soll und wie Eltern dies verantworten können.

Nach dem Gespräch müssen wir erstmal länger nachdenken, und genau das ist, was wir auf dieser Reise erleben wollten: Austausch mit Personen und Meinungen, die wir eventuell nicht unbedingt zu hundert Prozent teilen, die aber eine neue Perspektive eröffnen.

von Miriam Wilms, Leïa Mion, Maike Fuhrmann und Maximilian Bier

Von Schweiß, Frust, Glück und Neugierde

Die ersten beiden Arbeitstage gehen zu Ende. Es ist ein ständiges „Hinterherrennen“, ein Spagat zwischen „Schaffe ich noch“ und „Will nicht mehr“. Alles ist neu, kompliziert und dauert immer viel zu lange. 16 junge Menschen zwischen Filmkameras, Mikrofonen, und Tastaturen – ein Blick hinter die Kulissen unseres Blocks „bisansmittelmeer.de“.

Das gleichmäßige Autobahnrauschen und das Dröhnen des Diesels dringt schon nach ein paar Minuten nicht mehr wirklich ins Bewußtsein. Leise Diskussionen, das Klappern von Computertastaturen und ansonsten geschäftiges, nachdenkliches Schweigen. Kopfhörer lassen keinen Ton des gestern geführten Interviews nach draußen. Die Ecken des Computers drücken auf die Oberschenkel und wärmen die ohnehin schon drückende Sommerluft im noch Bus ein wenig mehr auf.

Busreihen und ihre Aufgaben

Vorne rechts: Vierer mit Tisch. Hier sitzen drei ruhig Diskutierende und teilen sich zusammen einen Laptop. Darauf wechselt unser Block immer wieder sein Aussehen. Die drei verwerfen eine gute Idee nach der anderen. Sie suchen die richtige Struktur, das passende Layout. Mittlerweile haben wir schon mehr als 6 GB über den businternen WLAN-Hotspot verbraucht, dabei haben sich alle mit den großen Videodateien zurückgehalten. Egal – auch das Problem werden wir irgendwann lösen.

Erstes Drittel links: Im Zweisitz Interviews abhören: die haben wir gestern bei den Orienthelfern geführt. Ihr Ziel: einen Text zu schreiben, der in die Interviews einführt, der einordnet, Fragen stellt und Hintergrundinformationen gibt.

Gegenüber rechts: Zwei Jung-Cutterinnnen haben noch einen Computer und eine externe Festplatte zwischen sich geklemmt. Sie jonglieren mit Ton- und Videospuren – das erste Mal in ihrem Leben. Ausrufe wie „Häh?“ „Vorsicht, nicht löschen!“ aber auch „Cool, das sieht super aus!“ oder „Booaaahh, das geht?!?!“ wechseln sich ab. Kurz hinter der österreichischen Grenze ist der FIlm fertig. Heute Abend, wenn das WLAN in der Unterkunft hält was es verspricht, wird hochgeladen.

Hinteres Drittel, rechts: Das Tagebuch vom gestrigen Dreh entsteht. Wie hießen die nochmal, die auf dem Gelände waren? Wer? Na die, zu denen wir nach dem ersten Interview hin sind? „Die mit der Kleiderkammer?“ „Ja, genau..“ Die Arbeit geht voran. Es sind nur ein paar Bilder und der Text. Also wird alles hochgeladen und gegen 15.30 Uhr steht es online – abrufbar, für alle, weltweit.

In den Reihen dahinter wird gedöst. Schließlich hat die gestrige Arbeitssitzung im stickigen Gemeinschaftsraum des Don Bosco Heims in München doch länger gedauert als gedacht. Auch hier musste die Techniknuss geknackt werden und etliche Ideen fielen der journalistischen Keule zum Opfer. Heute Abend geht es weiter. Twitter, Facebook, Instagram und Co müssen eingebunden werden und natürlich wollen wir auch noch Wien bei Nacht kennen lernen.

Der Bus fährt noch rund drei Stunden bis Wien. Hinten links interviewt gerade einen nette Französin aus Paris unsere Teilnehmer. Sie ist Journalistin, zückt ihr Aufnahmegerät und will wissen, was wir hier tun. Also jetzt mal andersrum, so kann es gehen, wenn man nette Tramper mitnimmt, auf deren Ziel Wien stand…

Ein Kex für alle Fälle

Wenige Kilometer vor unserer ersten Grenzüberfahrt bekommt unser Kex noch eine gehörige Portion feinsten Diesels. Doch während des Halts an der Raststätte fallen uns zwei Anhalter auf und während ein paar unserer Teilnehmer noch überlegten, sie mitzunehmen, war Axel schon längst bei ihnen, um sie in unseren Bus einzuladen. Für kurze Zeit werden Mathilde Doiezie und ihr Freund Teil unserer Reise: sie begleiten uns bis nach Wien und möchten von dort aus dann weiter nach Bratislava. Ihren Weg von Paris bis in Deutschlands tiefsten Süden hatten sie schon vorher an nur einem Tag per Anhalter bewältigt.

Wir wünschen ihnen auf ihrer weiteren Reise Gottes Segen und freuen uns, sie kennengelernt zu haben.

von Maximilian Bier

Making of #bisansmittelmeer

 

von Christina Pütz